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Hoch die Tassen!
Kulturgeschichte mundgerecht
Am Anfang war die Tasse: Sie begleitet uns seit der Herausbildung erster Zivilisationen und ist Zeugin des kulturellen Wandels mit all seinen wechselnden Tisch- und Essgewohnheiten. Daher bilden Tassen einen roten Faden durch die Kulturgeschichte und geben Anlass für viele spannende Erzählungen aus der Mitte der Gesellschaft.
Während sich normalerweise die Ausstellungen im Keramikmuseum vorwiegend der Kunstgeschichte widmen, werden daher in der aktuellen Sonderausstellung daher auch Objekte aus dem Bereich der Archäologie gezeigt. So stammt das älteste präsentierte Objekt aus der Zeit um 2000 v. Chr. Die persische Tasse aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. veranschaulicht, woher das Wort „Tasse“ ursprünglich kommt: Das persische Wort „ṭašt“, bzw. das arabische „ṭās“ hat sich zunächst in Italien als „tazza“ und in Frankreich als „tasse“ etabliert. Von dort wurde die Bezeichnung schließlich in die deutsche Sprache eingeführt; die ersten Belege stammen aus dem 16. Jahrhundert. Seit dem 17. Jahrhundert gehört das Wort „Tasse“ zum unverzichtbaren Bestand der deutschen Sprache.
Der eigentliche Durchbruch der Tasse mit all ihrer Formenvielfalt, wie wir sie heute kennen, beginnt im 18. Jahrhundert: 1710 werden die ersten dünnwandigen Porzellangefäße in Meissen hergestellt. Bis dahin gab es vorwiegend Krüge und Becher aus Metall oder Horn – in erster Linie trank man daraus Bier, Wein und Wasser. Als im 17. Jahrhundert aber in Europa Tee, Kaffee und heiße Schokolade als neumodische Heißgetränke aufkommen, verlangen die veränderten Trinkgewohnheiten auch nach entsprechenden neuen Trinkgefäßen.
Im 21. Jahrhundert wird die Tasse zur Inspirationsquelle für künstlerische Experimente. So entstehen Gegenstände, die mehr als Objektkunst denn als Haushaltsgegenstand zu bezeichnen sind. Aus ihrem funktionellen Zusammenhang komplett losgelöst, wird die Tasse zur Spielwiese der künstlerischen Phantasie.
Insofern spiegeln sich all die gesellschaftlichen und kunsthistorischen Phänomene seit der Bronzezeit bis zum heutigen Tage in Tassen wider. Die Ausstellung illustriert diese Entwicklung nicht nur mit interessanten, sondern auch höchst sehenswerten Objekten.
Hoch die Tassen!
Sonderausstellung
7. Februar bis 30. November 2025
Keramikmuseum Staufen
Ihre Ansprechpartnerin
Dr. Joanna Flawia Figiel
Referat Kunst-und Kulturgeschichte, Kuratorin Angewandte Kunst 1850-1945, Keramikmuseum Staufen, Museum in der Majolika
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