Die Karlsruher Unterweltsvase
Das aktuelle Restaurierungsprojekt
Wir restaurieren gerade eines unserer Highlight-Objekte: die sogenannte Unterweltsvase! In unserer Projektwerkstatt in der Sammlungsausstellung Antike Kulturen können Sie die Restaurierung mitverfolgen. Schauen Sie vorbei!
Die monumentale Prunkvase wurde einer der zur antiken Stadt Rhyps gehörigen Nekropolen (Begräbnisstätten) entdeckt. Das repräsentative Grabgefäß besitzt die Form eines sog. Kraters (Weinmischgefäß) mit Volutenhenkeln in Spiralform. Die Vorderseite zeigt ein Szenario der antiken Unterwelt: Die in ihrem Palast thronenden Totengötter Hades und Persephone halten Gericht über Verstorbene. Sie beobachten, wie große Gestalten des griechischen Mythos, z. B. Sisyphos, Herakles oder Orpheus, im Jenseits für die Vergehen ihres Lebens bestraft werden. Auf der Rückseite vollführt der Held Bellerophon auf dem Flügelpferd Pegasos im Beisein Olympischer Götter einen Luftangriff auf die Chimaira. Das Ungeheuer belauert Wehrlose vor einem Brunnen, um sie feuerspeiend zu töten.
Das Gefäß zählt zu den ersten Erwerbungen für die von Großherzog Leopold (1790 – 1852) gegründete Antikensammlung Karlsruhes. 1838 wurde es im Königreich Neapel vom großherzoglichen Kunstagenten und Diplomaten im Vatikan, Friedrich Maler (1799 – 1875), gekauft. Seit über 180 Jahren ist die Unterweltsvase eines der bedeutendsten Glanzstücke der Karlsruher Museen und fasziniert mit ihrem kulturhistorischen Reichtum und ihrer Bedeutung Wissenschaft und Öffentlichkeit.
Der um 1835 entdeckte Volutenkrater war bei seiner Auffindung in zahlreiche Scherben zerbrochen. Bereits die Ausgräber ließen ihn daher noch vor 1838 restaurieren bzw. zusammenfügen. Im Laufe des 20. Jahrhunderts erfuhr das Gefäß weitere Restaurierungen. Die dabei verwendeten Materialien sind einem Verfallsprozess unterworfen und inzwischen überaltert. Zudem verursachen die Klebungen eine erhöhte Materialspannung, die Risse sowohl im Gefäßkörper als auch auf der bemalten Oberfläche zur Folge hat. Daher ist das Objekt heute erneut restaurierungsbedürftig.
Mit einem 3D-Scan sowie zerstörungsfreien naturwissenschaftlich-technischen Analysemethoden wird als erstes der konservatorische Zustand überprüft. UV-Fluoreszenz-Aufnahmen und eine Infrarot-Strahlenmessung veranschaulichen die Pigmente der Bemalungen, die Röntgenfluoreszenz (pRFA) liefert Informationen zur Zusammensetzung des Tons. Eine Raman-Spektroskopie, welche auf der Lichtstreuung von Molekülen basiert, gibt Aufschluss über Restaurierungsmaterialien, wie z. B. Kunststoffe oder organische Bindemittel. Nach diesen Untersuchungen können weitere restauratorisch-konservatorische Arbeiten (Reinigung, Stabilisierung etc.) zum Erhalt des Gefäßes vorgenommen werden.